Vor ein paar Jahren war ich im Besitz zweier SGI Indigo2:
- Einer „Teal“-Indigo2, welche ich von einer XZ-Grafik auf eine Impact-Grafik umgebaut hatte. Diese hatte eine MIPS 4400-250MHz CPU und 256MB RAM.
- Eine „Purple“-Indigo2 mit einer MIPS R10000-175MHz CPU, 384MB RAM und einer High-Impact-Grafikkarte.
Aus Mangel an Zeit und Platz lagen die beiden Indigos gut verpackt im elterlichen Keller. Leider wurde dieser ein Opfer der Aufräumwut meiner Mutter und beide Indigos landeten ohne Rückfragen auf der Wertstoffdeponie.
Vor ein paar Monaten bin ich dann bei eBay-Kleinanzeigen auf eine „Purple“-Indigo2 gestoßen. Diese war laut Verkäufer seit 20 Jahren nicht mehr im Einsatz und er konnte keine Funktionsgarantie geben, aber 100€ war mir der Spaß und das Risiko wert.
Leider gab die Indigo2 beim Funktionstest keinen Laut von sich. Die Lüfter drehten sich nicht und die LEDs bleiben auch tot. Wahrscheinlich waren einige Elektrolytkondensatoren im Netzteil über die Jahre ausgetrocknet. Ich habe mich natürlich sofort auf die Suche nach einem Ersatznetzteil gemacht, aber alle Quellen schienen ausgetrocknet zu sein bzw. es wurden Preise für ein Ersatznetzteil verlangt, die jenseits von Gut und Böse sind (200€ aufwärts). Auch der Umbau eines modernen ATX-Netzteils war keine Option, da sich dieses massiv von dem Originalnetzteil unterscheidet und ich mir den Umbau ohne externe Hilfe nicht zugetraut habe. Da ich aber nicht sicher sein konnte, ob nur das Netzteil betroffen ist, habe ich mich gegen eine Instandsetzung des Rechners entschieden und für den Umbau des Gehäuses entschieden, so dass ein normales mATX-Mainboard und ein modernes Netzteil hineinpassen, (SGI-Fans mögen mir das Sakrileg entschuldigen).
Der Umbau
Ein wichtiges Anliegen beim Umbau war für mich den Originalzustand des Gehäuses so gut wie nur möglich zu erhalten. Änderungen am äußeren Gehäuse waren absolut tabu! So wollte ich unbedingt die Laufwerksschlitten der Indigo2 weiterbenutzen und auch die Original-Slots für die Steckkarten sollten erhalten bleiben. Viele Details sind deshalb Kompromisse aus dem Erhalt des Originalzustands und den Anforderungen, die er Einbau eines modernen PC-Mainboards erzwingt.
Ich musste während des Umbaus einige Planänderungen durchführen, da z.B. das mein B450-Mainboard etwas größer als das ursprünglich vorgesehene B350-Board war oder dass der Laufwerkskäfig für das 5¼-Zoll Laufwerk mit dem CPU-Kühler kollidierte. In diesen Fällen musste ich Teile des inneren Gehäuses mit dem Dremel bearbeiten.
Als ein Riesenproblem sollte sich das Netzteil herausstellen:
Grundsätzlich würde ein normales ATX-Netzteil in das Gehäuse passen, aber eben nur fast. Das ist der ATX-Blende geschuldet, welche bei dem SGI-Mainboard nicht existiert. Diese konnte ich nicht beliebig weit nach rechts verschieben (Siehe Bilder weiter unten), wodurch das ATX-Board in den Bereich des Netzteils gewandert ist. Ich hätte noch ca. 1,5cm weiter nach rechts gehen können, aber ich wollte das Typenschild der Indigo2 erhalten.
Im ersten Versuch habe ich ein FlexATX-Netzteil von Silverstone benutzt. Dieses war durch den 40mm aber so laut, dass es auf Dauer keine Option war. Ein leiserer Lüfter lies sich leider nicht ohne Weiteres verbauen. Zum Glück habe ich einen Arbeitskollegen, der während des Studiums anfing eigene HTPCs zu produzieren. Für diese verwendete er ein auf 12V umgebautes 330W Dell-Notebooknetzteil (Normalerweise hat dieses 19V) und eine kleine, dazu passende, Spannungswandlerplatine (Ähnlich einer Pico-PSU). Da meine verwendete Hardware (Ryzen 2600 und eine Geforce 1660Ti) locker mit diesem Netzteil auskommen, war dies die perfekte Lösung für mich. Zudem ergaben sich ohne internes Netzteil neue Möglichkeiten für eine bessere Durchlüftung des Gehäuses.
Dank eines neu angeschafften 3D-Druckers, konnte ich mir viele benötigte Custom-Teile vollkommen problemlos selbst herstellen (Abdeckung mit Lüfter hinten, 3,5″-Blende mit USB-Anschlüssen, usw.).
Das Endergebnis
Der Umbau zog sich wegen beruflicher und familiärer Pflichten über mehrere Monate hin. Die Bilder unten stellen den aktuellen Zustand des Gehäuses dar (Die ersten drei Bilder entstanden schon im Januar):
Ein spezielles Schmankerl habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben:
Das kleine schwarze Kästchen enthält einen ESP8266-Mikrocontroller zusammen mit einem MAX98357A-Digital-Analog-Wandler. Das kleine Programm dazu habe ich auf Github hochgeladen. Den Start-Sound hat mir dankenswerterweise der Youtuber Irinikus aufgenommen.
Was noch zu tun ist
Im großen und ganzen bin ich mit dem Umbau sehr zufrieden. Es fehlen aktuell noch drei Dinge:
- Die Öffnungen auf der Rückseite müssen noch sauber verblendet werden. Vor allem das Isolierklebeband muss verschwinden.
- Die CPU wird unter Last noch ziemlich warm, da kaum frische Luft an diese gelangt. Hier muss ich unbedingt noch nachbessern. Die Wärme bleibt zwar im gelben Bereich, aber die Lautstärke des Lüfters geht doch ziemlich hoch. Ich habe schon ein paar Ideen, aber keine gefällt mir so richtig. Kommt Zeit, kommt Rat.
- Die schwarze Blende neben dem BluRay-Laufwerk sollte eigentlich vier USB-Anschlüsse enthalten. Leider reichte bloßes Verkleben mit Heißkleber nicht ganz aus. Auch muss ich noch eine bessere Befestigung für die Blende konstruieren, damit diese auch 100% sicher in der Abdeckung hält.