Seit etwas über einem Jahr besitze ich ein „Acer Swift 3„-Notebook mit einer Ryzen 4500U-CPU. Die erste Handlung direkt nach der Anschaffung war das Löschen von Windows 10 und die Installation von Ubuntu 20.04.
Leider habe ich es bis heute nicht geschafft den S2RAM-Modus zuverlässig zum Laufen zu bringen. Zuverlässig heißt, dass das Notebook bei jedem Zuklappen des Deckels einschläft und bei jedem Aufklappen wieder aufwacht. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Ryzen-Notebooks (Inkl. meinem) nur den sogenannten „Modern Standby“ (Kurz „s0ix“) unterstützen und nicht den „klassischen“ S3-Modus. Normalerweise half in der Vergangenheit (z.B. bei meinem alten Lenovo T460) ein Kernel-Update auf die neueste Version, nur hier eben leider nicht, da die Kernelentwickler hier noch massiv am Nacharbeiten sind. Ich warte also seit einem Jahr darauf, dass eine Grundfunktionalität eines modernen Notebooks endlich fehlerfrei funktioniert.
Und eventuellen Fragen vorzugreifen:
Ja, ich habe auch andere Distributionen ausprobiert, wie z.B. Fedora 34. Gebracht hat es aber nichts.
Ein paar Hersteller (z.B. Lenovo) bieten in den BIOS-Einstellungen ihrer Ryzen-Notebooks an den Suspendmodus auf S3 zu wechseln, aber leider gibt es diese Option bei meinem Swift-Notebook nicht. Es gibt zwar eine Anleitung wie man die ACPI-Tabelle des Notebooks so patchen kann, dass der S3-Modus unterstützt wird, das funktioniert aber mehr schlecht als recht:
- Man sollte maximal Linux 5.10.x einsetzen, da neuere Kernelversionen bei Ryzen-CPUs auf „s0ix“ ausgelegt sind. Alle Optimierungen die Linux danach für Ryzen-CPUs erhalten hat, bleiben dabei außen vor.
- Trotz S3-Modus wacht das Notebook nicht zuverlässig aus dem Tiefschlaf auf. Je nach Lust und Laune kann es ein paar Mal gut gehen oder auch sofort abstürzen. Das ist insofern problematisch, da LUKS es einem sehr übel nehmen kann, wenn das System einfach mal abstürzt. Bei der ersten Installation von Ubuntu 20.04 hat die Installation nur bis zum ersten Suspend-Versuch überlebt. Danach war das Dateisystem irreparabel beschädigt.
Ich habe diesen Zustand jetzt knapp ein Jahr ertragen. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht ein Kernel-Image aus gepatchten Quellen zu kompilieren (Siehe hier), aber nichts hat geholfen.
Aus diesem Grund habe ich heute Tabula rasa gemacht, Ubuntu von der Platte geworfen und Windows 10 installiert. Wahrscheinlich wird das Problem irgendwann mit einer neuen Kernelversion verschwinden, aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich auf langwierige Basteleien keine große Lust mehr habe. Dazu ist mir meine Freitzeit zu kostbar geworden.
Ich finde das persönlich sehr schade, da ich seit ca. 20 Jahren Linux als mein primäres System einsetze (Seit Oktober 2004 primär Ubuntu) und in den letzten Jahren kaum noch Probleme mit Notebooks unter Linux hatte. Mein altes Thinkpad T460 (Das letztes Jahr in den Fundus meines Arbeitgebers gewandert ist und mir dort als Surf-Notebook dient) läuft seit Jahren 100% zuverlässig, ebenso das Acer-Notebook meiner Frau mit einer Ryzen 3700U-CPU. Beruflich arbeite und entwickle ich nur unter Linux und selbst die neuesten Tiger-Lake-Notebooks laufen dort vollkommen problemlos unter Linux. Gerade deshalb wurmt mich dieser Zustand auch besonders.
Aktuell spiele ich mit dem Gedanken das Swift-Notebook zu verkaufen und mir ein neues Linux-kompatibleres Notebook zuzulegen. Die Frage die sich mir stellt ist aber dabei folgende:
Ist mir das Betriebssystem meines Notebooks so wichtig, dass ich bereit wäre mindestens 800€ für ein gutes, leichtes Notebook auszugeben? Soviel würde nämlich die Tiger-Lake-Variante des Swift 3 kosten. Oder lebe ich einfach mit Windows 10 und arrangiere mich damit? Dadurch dass sich meine Anforderungen an ein Notebook in den letzten zwei Jahren massiv gewandelt haben, könnte ich prinzipiell mit Windows leben.
Mein 5 Jahre alter PC frisst heute (2021) meinen Rechner nicht. Es gibt auch ständig Probleme und ich bin heilfroh das ich, mit Windows, zumindest ein funktionierendes System habe. Darauf läuft dann eben viel Open Source Software. Schön fände ich es wenn ich auch funktionierendes Linux hätte, aber sei es drum.
Ein Rechner extra für Linux möchte ich mir nicht zulegen, weil der PC meine Probleme lösen soll und nicht zum betreiben von Linux. Da lege ich mir lieber zb. einen Gemüse Garten an.
Ich hatte das Problem mit dem Modern-Standby bei einem kürzlich erworbenen Notebook (Asus ZenBook mit AMD Ryzen) auch. Ich dachte auch ich könnte damit leben (weil mir das restliche Gerät enorm gut gefiel), aber es nervte dann doch zu sehr. Das Notebook habe ich nun weitergegeben und es läuft mit wieder mit Windows 10.
Ich habe mir dann was Linux-kompatibleres zugelegt aber halt leider kein AMD Ryzen mehr. Allerdings kann ich gut verstehen, wenn man für Linux solche Kompromisse nicht mehr eingehen möchte.
Vieleichts nutzbringend:
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Praktischer Hack: Wie man Modern Standby (Connected Standby) einfach deaktiviert
https://www.notebookcheck.com/Praktischer-Hack-Wie-man-Modern-Standby-Connected-Standby-einfach-deaktiviert.452544.0.html
Hilft erstens nur unter Windows und zweitens fällt mein Notebook unter die Einschränkung, dass es keine Alternative zum Modern Standby gibt.
Du kannst unter Win inzwischen doch auch Linux / Ubuntu nutzen. Auf einem meiner Notebooks habe ich auch „nur“ Win 10 Pro mit aktiviertem WSL2 und außerdem Ubuntu 20.04 virtualisiert mit Hyper-V.
Manche Sachen finde ich mit Linux einfacher einfacher / schneller / besser, aber dafür braucht man (oder zumindest ich) keine „echte“ Installation.
Da war ich dir einen Schritt voraus 😉 WSL2 mit Ubuntu 20.04 habe ich direkt im Anschluss an die Windows 10-Installation installiert. Funktioniert übrigens auch mit Windows 10 Home einwandfrei.
Irgendetwas scheine ich falsch zu machen. Seit dem Jahr 2000 benutze ich Notebooks von Samsung, Lenovo und aktuell auch Huawei. Mittlerweile auch AMD Ryzen auf dem Huawei, vorher durchweg Intel. Bis auf einige Fingerprintsensoren, die ich sowieso nicht nutzen will, funktionierte bisher alles sehr gut. Akkulaufleistung war immer mehr als gut. Installationen bei Kollegen (Asus und andere Hersteller) verliefen auch immer problemlos. Ich nutze durchweg Ubuntu und mache von Fotobearbeitung über Videoschnitt, TeX, Programmierung, Datenbanken und normales Office, irgendwie jede Tätigkeit, die man so machen kann. Nur Spielen am Rechner ist für mich unwichtig.
Ich streite ja auch nicht ab, dass Notebooks überhaupt nicht funktionieren. Das habe ich ja auch explizit im Artikel erwähnt (z.B. Ryzen-Notebook meiner Frau). Aber die sehr viele der aktuellen Notebooks mit Ryzen 4xxx-CPUs unterstützen nur den Modern Standby und dieser wird aktuell noch nicht sauber von Linux unterstützt. Lenovo bietet aus diesem Grund bei seinen Ryzen-Notebooks das Umschalten auf S3 per BIOS an.
Interessanter Beitrag. Danke dafür.
Notebooks sind auch in meiner Erfahrung immer kritisch. Hatte das gleiche Problem schon mehrmals,
Linux liess sich partout nicht vernünftig installieren. Alte Hardware läuft wunderbar. Eigentlich immer.
Neueste Hardware ist kritisch. Man kann sich als Linuxnutzer leider nicht einfach an Hardware kaufen,
was man will. Ich bin mittlerweile soweit, dass ich vor jedem Kauf gründlich recherchiere, wie die Zusammenarbeit
mit Linux funktioniert. Aus Schaden wird man klug.
Persönlich habe ich Win 10 auch eine echte Chance gegeben. Aber nach meiner Erfahrung ist das Sytem
so – entschuldigung – Scheisse und auch verbugt, dass ich wieder bei Linux bin.
Ich nutze Mint auf älterer, abgehangener Software und bin damit sehr glücklich.
Fehler und bugs sind überall enthalten. Man muss für sich den besten Kompromiss finden.
Ich finde es schade, dass dich Windows und in diesem Falle Acer zu ihren Bedingungen zwingen.
Genau so funktioniert die Masche: Sei inkompatibel, dann muss der Nutzer.
Traurig aber wahr.
Normalerweise prüfe ich auch immer ob eine Hardware kompatibel zu Linux ist, aber die guten Erfahrungen in den letzten Jahren mit verschiedenen Notebooks haben mich da wohl ein wenig zu blauäugig werden lassen.
Ich verwende privat keine Notebooks (außer mein Dienstnotebook von Dell), da sie mit ihren kleinen Lüftern immer laut sind und nicht die Performance liefern, wie ein Desktop PC. Jetzt aber die Hauptfrage…braucht man einen Standby Modus? Ich nutze niemals den Standby und heutzutage starten die Systeme doch eh in 10 Sekunden. Die Zeit habe ich noch. Wenn es nicht anders geht, würde ich auch einfach Windows verwenden. Durch den WSL Modus hat man die Vorteile beider Welten und das zeitgleich (ohne VMs…jedenfalls nicht, dass man es merkt…wegen HyperV). Manchmal bin ich geneigt, meinen privaten PC auch wieder auf Windows umzustellen.
Bei einem Notebook ist der Standy-By-Modus sehr, sehr praktisch. Man arbeitet oder surft mit dem Gerät, klappt danach einfach den Deckel zu und kann dann am nächsten Tag direkt dort weitermachen wo man aufgehört hat. Bei Desktop-PCs sieht es genauso aus, nur das man dort halt einen Schalter drückt. Ich möchte das Feature nicht mehr missen.
Ich habe letztens für einen Freund Ubuntu 20.04 auf einem Lenovo W500 installiert. Die Installation verlief „ratz fatz“ mit allen zugehörigen Treibern; es musste NICHTS nachinstalliert werden. Zu meinem großen Erstaunen funktioniert sogar der Trackpointer recht flott, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. Auf einem Lenovo SL510 läuft der Trackpointer leider, wie gewohnt recht behäbig.